Heinrich Schmitz – eine kurze Biographie

Er war der Erste, der eine Geschichte über das Amt Angermund geschrieben hat, über die Stadt Angermund und über die Menschen, die hier leben und gelebt haben. Auch wenn einiges von dem, was er geschrieben hat heute überholt ist und man sicher auch einiges neu bewerten muss, so bleibt doch sein Werk eine wichtige Basis für jeden, der sich mit der Geschichte des Amtes Angermund beschäftigt.

Heinrich Schmitz 2

Der Mann, über den hier die Rede ist, ist Heinrich Schmitz, geboren am 3. Februar 1874 in Katzem, einem Dorf, das heute zum südlichen Stadtgebiet von Erkelenz im Kreis Heinsberg gehört. Hier in der bäuerlichen Umgebung wuchs er auf dem Hof seines Vaters Johann Christian Schmitz auf, besuchte die Volksschule und später die Präparandienanstalt, um sich zum Volksschullehrer ausbilden zu lassen. Im Jahr 1894 legte er die 1. Lehrerprüfung ab und begann als Lehrer an der Volksschule in Neuss-Weißenberg zu unterrichten. Zusätzlich qualifizierte er sich weiter und machte eine dreijährige Ausbildung am Lehrerseminar in Odenkirchen  (heute Stadtteil von Mönchengladbach), wo er Jahr 1897 seine 2. Lehrerprüfung erfolgreich abschloss.

Insgesamt elf Jahre unterrichtete er an der Volksschule in Weißenberg und lernte hier auch seine spätere Frau Maria Magdalena Hamacher kennen, die er im Jahr 1906 heiratete. Im selben Jahr wurde er an die katholische Schule II nach Lintorf berufen.

Nur allein Lehrer zu sein genügte Heinrich Schmitz aber offenbar nicht. Es scheint, als sei er stets bestrebt gewesen Neues zu lernen, sich weiterzubilden und auch links und rechts vom Tellerrand nach Herausforderungen zu suchen. Da passt es ins Bild, dass er 1912 in Koblenz vor dem Provinzial-Schulkollegium seine Rektorprüfung ablegte und auch begann für den Grafen Spee zu arbeiten, vor allem in dessen Bibliothek und Archiv, die sich auf Schloss Heltorf befanden. Weniger ins Bild passt es hingegen, dass er offenbar diverse Angebote der Regierung ablehnte als Rektor an größeren städtischen Schulen tätig zu werden. Vielleicht war es die Liebe zur neuen Heimat oder auch die Liebe zur Geschichte eben dieser neuen Heimat, die ihn zu dieser Entscheidung veranlassten; wir wissen es nicht.

Angermunder Land und Leute

Seine SchülerInnen jedenfalls schienen ihn sehr zu mögen und vor allem auch zu respektieren, denn sie schilderten ihn als vor allem gerechten Lehrer. Maria Molitor, eine seiner ehemaligen Schülerinnen schrieb: „Er trug immer einen Anzug, ein weißes Hemd mit Krawatte. So gingen unsere Väter nur sonntags.“[1]
Beinahe 30 Jahre blieb Heinrich Schmitz an dieser Schule in Lintorf, wo er allseits geschätzt wurde, bis er am 1. April 1936 in den Ruhestand trat.

Seine Freizeit widmete er in all den Jahren, die er in Lintorf verbrachte, der Erforschung der Heimatgeschichte Lintorfs und des Amtes Angermund. Um gesicherte Erkenntnisse über die lange Geschichte dieser Region zu gewinnen, suchte er neben dem Heltorfschen Archiv auch das Staatsarchiv und nahezu alle Pfarrarchive auf und bis heute sind seine Ausführungen nicht zuletzt aufgrund dieser akribischen Quellenarbeit eine wahre Fundgrube. Schade ist nur, dass er, wie die meisten Heimatforscher, oftmals nicht kund tat, woher er seine Quellen hatte, so dass es für den heutigen Historiker schwierig ist manches nachzuvollziehen, das er schreibt, denn nicht zuletzt im Zuge des 2. Weltkriegs und der Auflösung des Amtes Angerland im Jahr 1975, sind zahlreiche Quellen verlorengegangen. Es wäre daher gut zu wissen, in welchem Archiv Schmitz damals die ein oder andere Quelle gefunden hat, auch und vor allem, um sie mit modernen historischen Methoden ggf. vollständig edieren zu können.

Dies schmälert allerdings nur in geringem Maße sein Verdienst vor allem um die Systematisierung und Auswertung des Spee‘schen Archivs. Theo Volmert schrieb hierzu: „Es war damals für die Lintorfer ein gewohntes Bild, wenn ein- oder zweimal in der Woche der Doppelspänner des Reichsgrafen an der Büscher Schule vorfuhr, um Heinrich Schmitz abzuholen. Auf die Bedeutung der Spees und die vielfachen Beziehungen hinzuweisen, die das adelige Geschlecht mit unserer engeren und weiteren Heimat verknüpften, das gehörte mit zu den Lieblingsthemen des Lintorfer Forschers. Die Ausbeute, die er im Heltorfer Archiv machte, war groß und aufschlussreich, bedeutsam vor allem das Urkundenmaterial über die Waldordnung der Lintorfer und anderer Nachbargemarken, das Heinrich Schmitz zum Teil erstmalig erschloss und das für eine zukünftige Darstellung unserer frühen Ortsgeschichte zur unentbehrlichen Quelle geworden ist.“[2]

Wie wichtig Heinrich Schmitz die Arbeit an seinen heimatgeschichtlichen Werken war, vor allem an seinem Hauptwerk „Angermunder Land und Leute“, sieht man daran, dass er sich im Jahr 1925 fünf Wochen lang beurlauben ließ, um eben dieses Buch fertigstellen zu können.[3]

Wohl noch gemeinsam mit seiner Frau Maria Magdalena, zog Heinrich Schmitz nach seiner Pensionierung nach Düsseldorf und später dann zu seiner Tochter nach Salzburg, wo er am 19. August 1943 verstarb. Sein Grab allerdings hat er nicht dort gefunden, sondern in seiner Wahlheimat Lintorf.

 

Den ‚Virus‘ Heimatforschung oder genauer gesagt den ‚Virus‘ Angermunder Land hat Heinrich Schmitz im Übrigen vererbt, denn 51 bzw. 52 Jahre nach Erscheinen seines Werkes über „Angermunder Land und Leute“ veröffentlichte sein Sohn Heinz Schmitz ein zweibändiges Werk unter dem gleichen Titel. Dieses neue Werk unter altem Titel greift vielfach auf Material zurück, dass Heinrich Schmitz gesammelt hatte und da es kein „wissenschaftliches Werk“ sein will, wie Heinz Schmitz im Vorwort schrieb, sondern „ein Heimatbuch, in welchem Mensch und Lebensraum in ihrer Gesamtheit aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart hinein wiederspiegeln“, wie der Autor selbst in seiner Einleitung schreibt, muss der Historiker leider auch hier darben und erfährt in keinem Fall woher die Quellen stammen, die hier zitiert werden.

Die Wertschätzung, die die Lintorfer ihrem ehemaligen Lehrer und Heimatforscher entgegenbrachten, manifestierte sich vor allem in der Umbenennung der ehemaligen „Büscher Schule“ in „Heinrich-Schmitz-Schule“ zu deren 50-jährigen Jubiläum im Jahr 1952.

Werke von Heinrich Schmitz:

Schmitz, Heinrich: Zur Geschichte von Angermund und Umgebung. 1. Teil: Geschichte der Angermunder Gemarken unter besonderer Berücksichtigung der Bürgermeisterei Angermund, Duisburg 1921
Ders.: Angermunder Land und Leute. Ein Heimatbuch, Duisburg 1926
Ders.: Eine alte Siedlung im Norden Düsseldorfs. Lintorf, in: Alt-Düsseldorf 8 (1924), S. 5f.
Ders.: Geschichtsbilder aus dem Landkreis Düsseldorf, Lintorf 1921
Ders.: Aus vergangenen Tagen. Der Landesfürst und die Adeligen als Berechtigte in der Wildbahn zwischen Ruhr und Düssel, in: Düsseldorfer Tageblatt 301 (1922)
Ders.: Das Wildgestüt bei Angermund in den Kriegswirren des 18. Und 19. Jahrhunderts, in: Düsseldorfer Tageblatt 315 (1922)
Ders. (?): Die Bürgermeisterei Mintard, in: Festschrift zum 16. Kreisfeuerwehrverbandstag (1924), S. 4 – 20
Ders. (?): Der nördliche Teil unseres Landkreises nebst einer Übersicht über die Geschichte des südlichen Teiles und der Städte Düsseldorf und Duisburg, Lintorf 1921
Ders.: Zur Geschichte der Spee’schen Besitzungen in Alt-Düsseldorf, in: Jan Wellem 3 (1928), S. 154-158; 202-204.

Liebe Leser,
da ich mir recht sicher bin, dass diese Auflistung der Schriften von Heinrich Schmitz nicht vollständig ist, bitte ich Sie, so Sie denn weitere veröffentlichte Schriften von ihm kennen, mir einfach die bibliographischen Angaben zukommen zu lassen.

 

[1] Zitiert nach: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/ratingen/heinrich-schmitz-lehrer-und-forscher-aid-1.2849610
[2] Theo Volmert: Heinrich Schmitz. Ein Leben im Dienst der Heimatforschung, in: Die Quecke Nr. 11, Juli 1952, Digitalisat: http://www.lintorf-die-quecke.de/fileadmin/user_upload/pdfs/Archiv_Quecke_11-21/DL_Heinrich_Schmitz_ein_Leben-Q11.pdf
[3] Aus der Chronik der Kath. Volksschule II zu Lintorf, in: Die Quecke, Nr. 11, Juli 1952, Digitalisat: http://www.lintorf-die-quecke.de/fileadmin/user_upload/pdfs/Archiv_Quecke_11-21/DL_Chronik-Kath._Schule-Q11.pdf

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